Heute stellen wir euch ein Buchkapitel aus dem Biblische Seelsorge Klassiker “Werkzeuge in Gottes Hand” von Paul David Tripp zur Verfügung. In diesem Buch geht es darum, dass durch jeden Einzelnen in der Gemeinde Veränderung und Wachstum in Christus bei seinem Nächsten bewirkt werden kann. Der Fokus dieser Veränderung ist das menschliche Herz. Das fünfte Kapitel hilft uns, …
Den Kampf des Herzens verstehen
Sie waren wieder mitten drin, in ihrem zigsten verbalen Schlagabtausch des Jahres. Der Streit begann wegen einer Bagatelle, und er würde nur wieder ein neues Scharmützel auslösen. Ich wartete ab und hörte zu, aber mit wachsendem Zorn, dass ich zum tausendsten Mal in die Rolle des Schiedsrichters gedrängt wurde. Eine hinterhältige Bemerkung folgte der anderen – wie aus der Pistole geschossen. Sie kämpften voller Hingabe und mit großem Geschick. Ihre Waffen waren verletzende Worte. Schließlich wurde es mir zu bunt. Mit einem lauten Knall klappte ich mein Buch zu und rannte erbost die Treppe hinauf. Ich sagte ihnen, was ich von ihren kleinlichen, egoistischen Kriegen hielt. Sie entgegneten, ich würde sie nicht verstehen. Ich meinte daraufhin, ich hätte mehr gelernt und wieder vergessen als sie jemals verstehen würden. Dann begannen sie, sich gegenseitig und auch mich zu beschuldigen, weil ich nicht schon eher eingegriffen hätte! Plötzlich merkte ich, was ich wirklich sagte. Ich war nicht der Friedensstifter, der ich sein wollte, sondern ich hatte mich als Guerilla an ihrem Kleinkrieg beteiligt. Der Konflikt hörte wegen meiner Anwesenheit nicht auf, nein, er hatte sich ausgeweitet. Ich bat sie für einen Moment um Ruhe. Dann bat ich sie um Vergebung und meinte, jetzt wolle ich beten. Danach setzten wir uns zusammen und redeten darüber, wie es ist, wenn man in einem ständigen Kleinkrieg lebt.
Gibt es in Ihrem Leben auch Konflikte oder Streit? Erleben Sie Augenblicke extremer Irritation bei jemandem, den Sie sonst sehr gern haben? Gibt es in Ihrem Leben Leute, die Sie auf die Palme bringen? Gehen Sie fast täglich bei bestimmten Dingen sofort in die Luft? Hatten Sie viele Konflikte im letzten Jahr, im letzten Monat, in der letzten Woche? Wie ist es am heutigen Tag gewesen? Wenn Sie eine typische Woche Ihres Lebens wie einen Videofilm ablaufen lassen könnten, würden Sie sehen, dass es in Ihrem Umfeld eine überraschende Menge von Streit und Spannung gibt. So etwas ist eine der wichtigsten Auswirkungen des Sündenfalls, und es gehört nicht viel dazu, Konflikte zu schüren.
Ein Anlass könnte die morgendliche Benutzung des Badezimmers sein. Sie müssen sich beeilen, damit Sie pünktlich zur Arbeit kommen. Sie gehen den Flur entlang, und siehe da: Die Tür zum Bad ist zu. Ihnen ist bestimmt noch nie der Gedanke gekommen: „Ach wie schön, dass wenigstens einer aus der Familie pünktlich fertig sein wird!“ Stattdessen brüllen Sie die Tür an: „Wer ist da drin?“ Jetzt passiert etwas Interessantes: Sie werden keine präzise Antwort bekommen! Meistens hören Sie nur: „Ich bin’s.“ Sie entgegnen: „Wer ist ‚Ich‘? Sag’ dieser Person, dass ich jetzt sofort da rein muss!“
Vielleicht ist Ihr Konflikt ernster als der Kampf ums Badezimmer. Vielleicht hat sich Ihre Ehe zu einem Zyklus aus Irritationen verwandelt, gefolgt von verletzenden Bemerkungen, die zu einer Serie von Kleinkriegen ausarten. Oder Sie haben mit jemandem, der einmal Ihr bester Freund war, so etwas wie einen stillschweigenden Waffenstillstand geschlossen. Oder vielleicht gibt es in Ihrem weiteren Familienkreis schlimme Probleme. Vielleicht wollen Sie mit bestimmten Leuten aus Ihrer Verwandtschaft nie wieder etwas zu tun haben. Wenn Sie an diese Verwandten denken, ist Ihr Herz voller Zorn und Bitterkeit.
Vielleicht ist es auch der Arbeitskollege in Ihrer Abteilung. Er kritisiert jeden Vorschlag, den Sie machen und legt Ihnen ständig Steine in den Weg. Sie nehmen weite Umwege in Kauf, um bloß nicht an seinem Schreibtisch vorbeizukommen. Die Besprechungen, die Sie immer so gern mitgemacht haben, sind Ihnen inzwischen ein Gräuel. Sie sind davon überzeugt, dass er an Ihrem Stuhl sägt, und Sie sind fest entschlossen, das zu verhindern.
Überall um uns herum gibt es Konflikte, von kleinen Streitereien bis hin zu totalen Kriegen. Niemand von uns ist dagegen immun. Ein Konflikt ist im Grunde ein aufschlussreiches Fenster in unser Herz. Der Text in Jakobus 4, 1-10 greift das Thema „Konflikt“ auf, um uns wichtige Einblicke in den täglichen Kampf des Herzens zu geben.
„Woher kommen die Kämpfe und die Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht von den Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr seid begehrlich und habt es nicht, ihr mordet und neidet und könnt es doch nicht erlangen; ihr streitet und kämpft, doch ihr habt es nicht, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und bekommt es nicht, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden. Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, der macht sich zum Feind Gottes! Oder meint ihr, die Schrift rede umsonst? Ein eifersüchtiges Verlangen hat der Geist, der in uns wohnt; umso reicher aber ist die Gnade, die er gibt. Darum spricht er: ‚Gott widersteht den Hochmütigen; den Demütigen aber gibt er Gnade‘. So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch; naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch! Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid! Fühlt euer Elend, trauert und heult! Euer Lachen verwandle sich in Trauer und eure Freude in Niedergeschlagenheit! Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen.“
Nicht am falschen Ort suchen
Jakobus lässt uns aufhorchen, weil er nicht nur ein Problem anspricht, das uns alle betrifft, sondern weil er auch erklärt, warum es da ist. Möchten Sie nicht auch verstehen, warum manche Leute Sie mehr verärgern als andere, warum zwischenmenschliche Beziehungen schief gehen und Sie so schnell wütend werden? Warum ist es so schwer, diese verletzenden Worte zu vergessen? Sollten wir uns nicht überlegen, warum wir als Sünder uns besser auf den Krieg verstehen als auf den Frieden?
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Wenn du mehr lesen willst, kannst du dir das Kapitel 5 hier als PDF herunterladen: Werkzeuge in Gottes Hand – Leseprobe.
Im Herrn verbunden.