
Du hast den mutigen Schritt gewagt, Seelsorge in Anspruch zu nehmen. Da du dafür Zeit, emotionale Bandbreite und (möglicherweise) auch finanzielle Mittel aufbringst, möchtest du natürlich, dass dein Vorhaben Früchte trägt. In diesem Artikel findest du Ideen, wie du das Beste aus deinen Treffen mitnehmen kannst.
1. Mit der richtigen Einstellung ankommen
Ziele, wie „sich glücklicher zu fühlen“ oder „deine Lebensumstände zu verbessern“, sind berechtigt, aber im christlichen Leben geht es um mehr als um Emotionen oder darum, wo du dich im Leben befindest. Was auch immer der Anlass für die Seelsorge ist, dein Hauptziel muss sein, deine Umstände und dein Herz durch eine biblische Brille zu betrachten und Christus in deinen Herausforderungen widerzuspiegeln.
2. Kläre, welche Art von Ton und Stil für dich hilfreich sind
In seinen Briefen an verschiedene Gemeinden wählt Paulus einen Ton, der der jeweiligen Situation angemessen ist. Bei den Galatern ist er direkt, bei den Philippern warmherzig. Auch dein Seelsorger/deine Seelsorgerin hat vielleicht eine bestimmte Persönlichkeit oder einen bestimmten Stil, aber als Fachmann oder Fachfrau sollte er oder sie in der Lage sein, diesen Stil an die jeweilige Situation anzupassen. Denke an Worte wie fröhlich oder ernst, direkt oder indirekt, geduldig oder drängend, sanft oder bestimmt. Du kannst deinem Seelsorger/deiner Seelsorgerin helfen, indem du erklärst, auf welchen Stil du gut reagierst. Wenn du dir nicht sicher bist, denke über Folgendes nach:
Das Ziel einer bestimmten Sitzung. Willst du, dass dein Seelsorger/deine Seelsorgerin dir zuhört, wenn du Frustration, Wut oder Traurigkeit ausdrückst? Oder geht es in dieser Sitzung eher darum, dass du dir eine biblische Perspektive anhörst oder einen Aktionsplan erstellst? Verschiedene Ziele für die Treffen können unterschiedliche Verhaltensweisen erfordern.
Die Stile verschiedener Menschen in deinem Leben. Denke an Freunde, Pastoren, Trainer, Vorgesetzte oder Elternteile. Auf welche Art von Humor, Direktheit oder Verhalten reagierst du gut? Eine Einschränkung gilt, wenn du aus Beziehungen kommst, die von irgendeiner Art von Missbrauch geprägt waren. Auch wenn du das gewohnt bist, wäre ein harter oder übermäßig aggressiver Ton dann sehr unangebracht.
3. Überlege, wie viele Themen du gleichzeitig angehen willst
Gott ist gnädig und geduldig und öffnet dir die Tür, damit auch du geduldig und gnädig mit dir selbst und mit anderen bist. Wenn du schon seit vielen Jahren mit etwas oder jemandem ringst, ist es verständlich, wenn du alles auf einmal angehen willst. Aber wenn du versuchst, zu viel auf einmal zu tun, kann es dich überfordern und dich und deinen Seelsorger/deine Seelsorgerin zum Scheitern verurteilen. Arbeite stattdessen mit ihm/ihr zusammen, um dich auf höchstens ein oder zwei Themen gleichzeitig zu konzentrieren. Das bedeutet nicht, dass die anderen Themen nicht wichtig sind, aber wenn du dich für ein oder zwei entscheidest, hast du eine bessere Chance, Fortschritte zu sehen, Erfolge zu feiern und dich dann anderen Herausforderungen zuzuwenden.
4. Verarbeite deine eigene Geschichte, bevor du praktische Dinge angehst
In Sprüche 20,5 (ELB) heißt es: „Tiefes Wasser ist der Ratschluss im Herzen des Mannes, aber ein verständiger Mann schöpft ihn herauf.“ Denk daran, dass das Herauslocken deines Herzens Zeit braucht. Die Seelsorgegespräche sind wahrscheinlich die zielgerichtetste Arbeit, die du leisten kannst. Du willst also nicht, dass dein Seelsorger/deine Seelsorgerin dir Verordnungen gibt, die so allgemein gehalten sind, dass du deine Zeit verschwendest. Er oder sie muss deine Geschichte und dein Herz kennenlernen, damit dir die biblische Perspektive und die praktischen Tipps gegeben werden können, die für dich hilfreich sind. Wenn du die ersten paar Sitzungen mit dem Gefühl verlässt, dass es keine praktischen Schritte für dich gibt, kann das in Ordnung sein, vor allem, wenn deine Situation vielschichtig ist oder eine lange Vorgeschichte hat.
5. Überprüfe und befolge dir gegebenen Anweisungen
Biblische Weisheit wird als besser als Gold bezeichnet (Sprüche 3,13-15; 16,16). Wenn die Weisheit deines Seelsorgers/deiner Seelsorgerin also aus der Bibel stammt (und nicht aus einem weltlichen oder pragmatischen Ansatz) und er oder sie sich die Mühe gemacht hat, dir zuzuhören, um dich auf bestimmte biblische Perspektiven und praktische Dinge hinzuweisen, dann solltest du seine oder ihre Anweisungen ernst nehmen, so wie du auch die medizinischen Anweisungen eines Arztes oder einer Ärztin ernst nehmen würdest.
Das kannst du tun, indem du dir diese biblischen Perspektiven regelmäßig anschaust und die neuen Gewohnheiten, die ihr besprochen habt, auch umsetzt. Das kann dir eine Menge Zeit (und ggfs. Geld) sparen. Wenn ich mich mit Menschen treffe, die ihre Notizen nicht durchgehen oder praktische Schritte nicht umsetzen, ist es nicht verwunderlich, wenn wir immer wieder über den gleichen Kampf reden oder sie in alte Muster zurückfallen. Umgekehrt machen Ratsuchende, die ihre Notizen regelmäßig durchgehen und das Besprochene in die Praxis umsetzen, mehr Fortschritte. Ja, Heiligung braucht Zeit, aber du kannst dabei helfen, indem du die Anweisungen aus der Seelsorge ernst nimmst.
6. Gute Beispiele finden
Verschiedene Bibelstellen lehren uns, dass die Menschen, mit denen wir uns umgeben, Einfluss darauf haben, wie wir denken, fühlen und handeln (Sprüche 13,20; 1.Korinther 15,33). Seelsorge kann eine Rolle in deinem Veränderungs- bzw. Heilungsprozess spielen, aber sie ist nur ein Teil davon und normalerweise bloß einige Male im Monat in einem netten Büro.
Jemanden zu sehen, der das, was du zu tun versuchst, im echten Leben umsetzt, kann deine Seelsorgetreffen ergänzen. Wie ein junger Mann in meiner Gemeinde es ausdrückte, „Jüngerschaft wird eher durch Nachahmung gelernt als durch Lehre.“ Wenn du zum Beispiel versuchst, deinen Ehepartner oder deine Kinder nicht anzuschreien, sprich mit deinem Seelsorger/deiner Seelsorgerin darüber, lerne dein Herz zu verstehen und sinne über die richtigen Bibelstellen nach. Aber pflege auch Beziehungen zu reifen Christen in deiner Gemeinde (vor allem zu denen, die dort stark sind, wo du schwach bist). Unternehme etwas mit ihnen, sei es ein Einkaufsbummel oder ein abendlicher Besuch. Achte darauf, wie diese reifen Christen mit ihren Kindern oder Ehepartnern reden, wenn „das Leben“ passiert. Frag sie, welche Gewohnheiten ihnen geholfen haben, zu reifen und welche Lektionen sie aus ihren Misserfolgen gelernt haben.
Fragen zum Nachdenken
- Welcher der oben genannten Punkte wäre für dich am schwierigsten? Sprich mit deinem Berater oder deiner Beraterin über Lösungen.
- Welche weiteren Punkte würdest du für erfahrene Berater/innen und Ratsuchende hinzufügen oder wie würdest du einen der Punkte abändern?
Übersetzt mit Genehmigung der BCC. Originalartikel auf Englisch zu finden unter:
https://www.biblicalcounselingcoalition.org/2023/07/26/how-to-get-the-most-out-of-your-counseling-sessions/
Bild von Greg Montani auf Pixabay.