Veränderung: Wo fangen wir an?

Von: Betty-Anne Van Rees

Lesezeit – 4 Minuten

Wenn Menschen uns um Hilfe bitten, haben sie eine bestimmte Vorstellung. Ganz oft hat diese Agenda mit einem lästigen Verhalten zu tun – diese Menschen lassen ihrer Wut destruktiv freien Lauf, können durch Angst gelähmt sein, sind süchtig nach einer Substanz oder sündigen auf sexuelle Weise. Meistens wissen sie, dass ihre Entscheidungen und Erfahrungen nicht dem entsprechen, was Gott als gute Absicht für sie vorgesehen hat.; dass Gott ihr Verhalten als Sünde oder von Zweifeln befeuertes Leiden ansieht, und sie fühlen sich schuldig, schämen sich, fühlen sich belastet und wünschen sich Erleichterung. Und wir wollen diese Erleichterung für sie bewirken. Das ist allerdings genau der Punkt, an dem wir so hoffnungslos falsch liegen können.

Wir neigen dazu, die Sünde oder das Leiden in den Mittelpunkt des Gesprächs zu stellen. Die Ratsuchenden haben das Gefühl, dass es das Zentrum des Gesprächs ist; sie werden das Gespräch bei jeder Gelegenheit in diese Richtung zerren. Aber es gibt eine größere Wahrheit als ihren irdischen Kampf, und wir werden gut daran tun, das Gespräch immer wieder auf das wahre Zentrum – alles zur Ehre Gottes – auszurichten.

Paulus sah es so: „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“ (2. Korinther 3,18).

Schauen: Wer ist dieser Gott, der uns durch sein Wort anspricht?

Hier liegt unsere wichtigste Rolle im Leben derer, denen wir dienen. Verstehen wir, was sie über Gott wissen? Sehen wir ihren Irrglauben, ihre Fehlinterpretationen von Gott? Halten sie Ihn für anspruchsvoll, hart, nachsichtig, distanziert oder gemein? Oder wissen sie, dass die unerschütterliche Liebe des Herrn nie aufhört, seine Barmherzigkeit nie ein Ende nimmt (Klagelieder 3,22), dass Er langsam zum Zorn und reich an unerschütterlicher Liebe und Treue ist (2.Mose 34,6)? Wissen sie, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Herrscher, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Mächte noch Höhe noch Tiefe noch irgendetwas anderes in der Schöpfung in der Lage sein wird, sie von der Liebe Gottes in Christus Jesus, unserem Herrn, zu trennen (Römer 8,38)? Wachsen sie in ihrer Kenntnis von Gottes Heiligkeit und zittern, wie Jesaja es tat (Jesaja 6,5)? Haben sie gelernt, seine majestätische Macht und seine geniale Schöpfung in den geschaffenen Dingen zu sehen (Psalm 19,1)? Kennen sie das Wunder wer Gott ist, was Er getan hat und was Er verheißen hat? Wenn Veränderung nicht daraus erwächst, Gott auf diese Art und Weise zu kennen, wird sie kaum mehr als eine Verhaltensänderung sein und eher zu pharisäischer, selbstgerechter Unabhängigkeit, als zur Ehre Gottes führen.

Glauben: Es wächst nicht in einem Vakuum

Auch wenn das Schauen der Ausgangspunkt ist, so ist es doch von wesentlicher Bedeutung, dass wir bei der Teilnahme an hilfreichen Gesprächen darauf achten, dass Information keine Transformation ist. Das Kennenlernen Gottes ist wie das Erlernen einer neuen Sprache. Es kann sein, dass wir einige Zeit lang zuhören, ohne zu verstehen; gelegentlich interpretieren wir beim Zuhören falsch. Aber je länger wir zuhören, desto länger streben wir nach intimer Kenntnis dieses heiligen Gottes und desto klarer wird unser „Hören“. Aus unserem Schauen heraus kann Glaube wachsen. Paulus aber weist uns auf die ultimative Kraft hin, die jenes Wissen nimmt, was wir durch das Schauen erhalten haben und benutzt es, dass die Herrlichkeit wächst.

Ein souveräner Gott, der sich die Gemeinschaft mit den Menschen wünscht, führt alle Dinge zum Besten und benutzt dabei die sorgfältig geformten Lebensumstände der Menschen.

Es gibt dafür keine ergreifendere biblische Illustration als Hiob. Gottes Einschätzung von Hiob im ersten Kapitel ist frappierend: „Denn es gibt keinen wie ihn auf Erden – ein Mann, so rechtschaffen und redlich, der Gott fürchtet und das Böse meidet!“ (Hiob 1,8). Und doch brachten Hiobs katastrophale Lebensumstände und sein Streben nach Gott ihn auf eine neue Eben in seiner Gottesbeziehung. Das Wachsen seiner Ehrfurcht vor Gott zeigt sich in Hiobs Antwort, nachdem er Gott innig begegnet war: „Vorher wusste ich von dir. Jetzt kenne ich dich“ (Paraphrase von Hiob 42,5).

Gott brachte Hiob zu diesem innigen Wissen. Sein Mittel, Hiob in Drangsal zu bringen, war ein Weg tiefen Leidens, der einen tiefen Verlust, schmerzhafte „Unterstützung“ und langes Suchen einschloss. Es ist für uns von unschätzbarem Wert festzustellen, dass Gott in Seiner ausgedehnten Rede an Hiob nicht Hiobs Verständnis von Gottes Gesetz oder Hiobs Verhalten korrigiert hat. Stattdessen öffnete Gott seine Augen und sein Herz für die Realität, wer Er ist. Die tiefen Prüfungen, die Hiob durchlebte, waren die perfekte Kulisse für wachsenden Glauben und Hiob begann, Gott auf eine ganz neue Weise kennen zu lernen. Zweifellos wäre Hiobs Leben nach dieser dunklen Zeit von einem Glauben überflutet worden, der ihn zu noch größerer Unterordnung unter Gottes Gesetze bewegen würde.

Veränderung: Ein natürliches Ergebnis

Paulus macht das Muster deutlich: Wir wenden unser Gesicht Gott zu und schauen Ihn an, und der Herr, der Geist ist, wird die notwendige Verwandlung in unserem Leben herbeiführen – Stück für Stück. Es mag fast nicht wahrnehmbar sein, weil Seine wichtigste Arbeit im Inneren geschieht, wenn Er unsere Gedanken, Wünsche und unseren Willen verwandelt. Aber Gott zu „schauen“, wird unvermeidlich Veränderung bewirken. Anstatt das Ziel zu sein, werden wir allmählich erkennen, dass die Veränderung, nach der sich die Ratsuchenden sehnen, das natürliche Nebenprodukt der wachsenden Vertrautheit mit Gott ist. Das Ringen gegen Sünde oder Leid war von Gott bestimmte, nützliche Medizin,  um einen Hunger zu wecken, den nur Gott selbst stillen kann.

Fragen zur Reflektion

– Wie schaffst du einen Rahmen, dass ein(e) Ratsuchende(r) in seiner/ihrer Fähigkeit wachsen kann, Gott mit größerer Klarheit zu sehen, zu hören und besser kennenzulernen?

– Wächst du in deiner Ehrfurcht vor Gott?

– Wie kannst du in deinem Dienst am Nächsten, diese ermutigen, in ihrer Ehrfurcht vor Gott zu wachsen?

Betty-Anne Van Rees

Betty-Ann dient in einer Ortsgemeinde in Jüngerschaftsaufgaben wie Vorträge halten, lehren, als Mentorin, Seelsorgerin und Ausbildung von biblischen Seelsorgern. Von der Leidenschaft angetrieben, dass die kanadischen Gemeinden überzeugt und zugerüstet werden, sich um Seelen zu kümmern durch das Wort (sowohl das menschgewordene , als auch das inspirierte),  hat Betty-Anne mit einem Team gleichgesinnter Männer und Frauen zusammengearbeitet, um die kanadische BCC (Biblical Counseling Coalition) zu gründen. Die Aufgaben, die Betty-Anne am wichtigsten sind, ist ihre Rolle als Mutter von Laura und Joshua, mit seiner Frau Jenni und als Großmutter von Emma und Ethan.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei TGC. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.