Als ich noch Teenager und neu im Glauben war, veranstaltete unsere Jugendgruppe Wochenendfreizeiten mit erbauenden Andachten und einer wunderbaren Gemeinschaft. Für mich war diese Zeit ein Vorgeschmack auf den Himmel. Sie glich einem Gipfelerlebnis – doch am Ende mussten wir immer (bildlich und buchstäblich) von diesem Gipfel hinuntersteigen, und uns wieder unserem Alltag zu Hause in unseren Familien und den Pflichten in der Schule widmen. Manchmal fiel es mir schwer, wieder in die reale Welt zurückzukehren.

Vor kurzem hatten viele von uns das Privileg, solche unglaublichen Gipfelerlebnisse zu genießen. Die CCEF hielt ihre nationale Konferenz in San Diego ab, gefolgt von der nationalen Konferenz der ACBC in Los Angeles. Beide Konferenzen waren ein großer Segen. Wir wurden von der empathischen und biblischen Vorgehensweise der CCEF-Redner zum Thema Verlust ermutigt. Es war auch erbauend zu hören, wie die Referenten des ACBC mitfühlend und biblisch fundiert über die Probleme psychischer Erkrankungen sprachen. Es hat mich sehr gefreut, als mein Mentor und IBCD-Gründer, George Scipione, als neuestes Mitglied der Akademie bei ACBC geehrt wurde.

Die Vorträge waren wunderbar, aber das Beste an diesen Konferenzen ist immer die Gemeinschaft mit Tausenden von Brüdern und Schwestern im Glauben, die sich für eine fürsorgliche, am Evangelium orientierte biblische Seelsorge einsetzen. Es war ein großes Wiedersehen mit lieben Freunden – ein Vorgeschmack auf den Himmel. Ich bin Gott sehr dankbar für die erneuerte Zusammenarbeit und Gemeinschaft zwischen der CCEF und der ACBC (früher NANC), die vor vierzig Jahren als einander ergänzende Organisationen begonnen hatten. Es war auch wunderbar zu sehen, dass viele andere Gruppen, die sich mit der biblischen Seelsorge beschäftigen, auf beiden Konferenzen vertreten waren. Das hat uns erneut daran erinnert, wie schnell unsere Bewegung wächst, da immer mehr theologische Seminare und andere Erbauungsdienste unser Engagement für biblische Seelsorge teilen.

Die Rückkehr nach Hause

Doch nach einem einwöchigen Gipfelerlebnis war es an der Zeit, nach Hause zurückzukehren. Die Realität traf mich hart am darauffolgenden Montagmorgen, als ich über mein Seelsorgepensum für den Abend betete. Ich betreue ein Ehepaar, das seit vierzig Jahren verheiratet ist und trotzdem in ständigem Streit lebt. Sie kämpfen mit Wut, Eifersucht, Anhäufung von Schuldzuweisungen und konnten ihre Probleme bisher noch nicht lösen. Sie haben sich in ihrer Gemeinde, in unserem Zentrum und von anderen Seelsorgern beraten lassen, doch noch immer keinen Durchbruch erlebt. Wie kann ich ihnen auf frische Art und Weise das Evangelium verkünden? Warum sollte ich darauf hoffen, dass es dieses Mal endlich funktioniert?

Dann gibt es da noch den Gemeindeleiter und seine Frau, die seit über einem Jahr mit Verbitterung und Zorn leben. Die jüngsten Ereignisse haben sich so zugespitzt, dass ihre Probleme in der Gemeinde bekannt geworden sind. Seine Zukunft im Dienst der Gemeinde steht auf dem Spiel. Während ich für das Treffen mit ihnen bete, werde ich daran erinnert, dass sie das, was ich ihnen sagen muss, bereits wissen. Sie haben andere in ähnlichen Situationen mit denselben Versen und Grundsätzen beraten, die ich bei ihnen anzuwenden versuche. Als ich mich das letzte Mal mit ihnen traf, war ich zutiefst erschüttert über die Härte und Unversöhnlichkeit, mit der sie einander begegneten.

Ich betreue auch ein junges Paar, das erst seit einem Jahr verheiratet ist. Sie hat Wutausbrüche, und er schottet sich ab. Beide fragen sich, ob es ein Fehler war, zu heiraten. Wenn sie sich streiten, zweifeln beide, ob der andere überhaupt gläubig ist. Es ist emotional anstrengend, mit ihnen über diese Fragen zu ringen.

Und schließlich habe ich ein Paar vor Augen, das seit zwei Jahren getrennt lebt, weil einer der beiden untreu war. Ein anderer Seelsorger und ich halfen ihnen dabei, Fragen der Reue und Vergebung zu klären, und durch Gottes Gnade haben sie große Fortschritte gemacht. Beide möchten auf eine vollständige Versöhnung hinarbeiten und als Ehepaar wieder zusammenkommen. Weil sie aber so lange getrennt gelebt haben, scheint jeder etwas Angst davor zu haben, sich wieder ganz auf die Beziehung einzulassen. Es kommen immer wieder neue Hindernisse auf. Ich frage Gott: „Wie kann ich diesem lieben Paar auf ihrem Weg helfen?“

Am Montagmorgen, nachdem ich vom Berggipfel heruntergekommen war, fiel es mir schwer, mich dem geistlichen Kampf zu stellen, in den ich für die nächsten fünf Stunden verwickelt sein würde (immer zusätzlich mit Studenten als stille Beobachter). Die Konferenzen waren so hilfreich gewesen. Wir wurden an die Genügsamkeit von Gottes Wort erinnert und an das Vorrecht, es mit anderen teilen zu können.

Christus ist genug

Sich wieder in die Gräben der Seelsorge zu begeben, war belastend. An wen kann ich mich in diesen Situationen wenden? Während ich betete, wurde ich daran erinnert, dass Christus allein genügt. Er hat uns gesagt: „Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wenn jemand in mir bleibt und ich in ihm bleibe, trägt er reiche Frucht; ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,5; NGÜ).

All unser Wissen, unser Können und unsere Mühen werden die Menschen nicht verändern. Wir können nichts tun ohne Christus. Aber wenn wir in ihm bleiben, befähigt er uns, viel Frucht zu bringen.

Aufgrund der Konferenzen hatte ich die Personen, die ich betreute, mindestens zwei Wochen lang nicht gesehen. Ich war dankbar, dass Gott während meiner Abwesenheit in ihrem Leben gewirkt hatte. Bei jedem von ihnen konnte ich geistliches Wachstum und die Frucht des Evangeliums in ihren Beziehungen sehen. Harte Herzen waren weich geworden. Obwohl ich erschöpft war und mich unzulänglich fühlte, half Gott mir bei allen Gesprächen, sein Wort auszulegen, und der Heilige Geist machte die Ratsuchenden empfänglich für Gottes Wahrheit.

Der Erfolg von biblischer Seelsorge liegt letztendlich nicht bei uns. Wir versuchen lediglich, bedürftigen Gläubigen Gottes Wort treu weiterzugeben und beten, dass der Heilige Geist das tut, was wir nicht zu tun vermögen. Es ist ein großes Vorrecht, bei diesem Werk Gottes mitzuarbeiten und zu sehen, wie er verändert.

Weiterdenken

Wohin wendest du dich, wenn du dich von der Last des Dienstes überwältigt fühlst?


Über den Autor: Jim Newheiser kommt aus den USA und war dort 25 Jahre als Pastor tätig. Er ist Professor für Biblische Seelsorge, Kuratoriumsmitglied der BCC (Koalition für Biblische Seelsorge) und der ACBC (Vereinigung zertifizierter Biblischer Seelsorger). Jim ist seit 1979 mit Caroline verheiratet. Die beiden haben drei erwachsene Kinder.

Hinweis: Jim Newheiser ist der Hauptredner auf unsere Seelsorge Konferenz im Jahr 2023.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei BCC. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung. 

https://www.biblicalcounselingcoalition.org/2014/10/28/down-from-the-mountaintop-on-monday/