Wir Menschen haben eine Krankheit, die unsere Seele und unsere Beziehungen zerfrisst. Es ist ein Krebsgeschwür, das zu Scham und Zerrissenheit führt und unsere Beziehungen zu Gott und anderen Menschen zerstört, während es sie verzehrt. Natürlich ist diese Krankheit, dieser Krebs, die Sünde. Gibt es eine lindernde Medizin, die Heilung bringt?

Als Seelsorger erlebe ich die Auswirkungen dieser Krankheit regelmäßig. Gerade in den letzten Wochen habe ich bei einer Scheidungssituation, einem Eltern-Kind-Konflikt und einem Gemeindekonflikt beraten. Während sich die Krankheit ausbreitet, ist mit jeder dieser Geschichten viel Schmerz verbunden.

Das biblische Gegenmittel ist die wunderbar lindernde und heilende Erfahrung der Vergebung, an die wir uns als Teil der Menschwerdung unseres Herrn erinnern. Dieses Thema ist in der Heiligen Schrift so reichhaltig, dass die Medizin auf vielfältige Weise beschrieben wird. Wir wollen uns zwei der Begriffe ansehen, mit denen die Vergebung beschrieben wird, die wir von unserem Herrn erhalten, und dann schauen, wie sie sich auf die Beziehungen zu anderen Menschen auswirken. Diese Begriffe beschreiben nicht nur die Heilung, die unsere zerrüttete Beziehung zum Herrn erfährt, sondern auch die Heilung anderer Beziehungen.

Hier ist eine kurze Wortstudie aus dem Neuen Testament, die dir helfen soll, die Bedeutung von Vergebung zu verstehen und hoffentlich zum Lobpreis unseren Herrn wird, der uns dieses kostbare Geschenk gewährt. Ich werde auch Fragen stellen, die sich aus diesen Worten für unsere Beziehungen zu anderen ergeben.

Aphiemi: wegschicken, sein lassen, loslassen, eine Schuld abtragen, vergeben1

Du bekommst ein Gefühl für die Kraft dieses Wortes, wenn du es in Aktion siehst. Es ist das Wort, das in folgenden berühmten Vers verwendet wird. „Jesus aber schrie wieder mit lauter Stimme und gab den Geist auf.2 Es ist, als würde der Vers sagen, dass Jesus seinen Geist weggeschickt hat. Sehen wir uns an, was das mit uns zu tun hat.

Ein Vers mit wundervoller Medizin lautet: „Glückselig die, deren Gesetzlosigkeiten vergeben und deren Sünden bedeckt sind“ (Römer 4,7). Wie wahrhaftig gesegnet sind wir, dass er unsere Schuld weggeschickt hat. Die Sünde ist jedoch zu schwerwiegend, als dass Gott sie einfach übersehen könnte – er hat die Schuld nicht einfach verschwinden lassen. Er hat sie sogar selbst auf sich genommen!

Nimm dir einen Moment Zeit Gott dafür zu loben, dass er sich entschlossen hat, deine Schuld wegzuschicken, weil dein Erlöser sie am Kreuz getan hat. Je mehr du die Tiefe der Vergebung verstehst, desto mehr wirst du anbeten (siehe Lukas 7,47-48).

Dieses Prinzip gilt für die Art und Weise, wie wir mit den Beleidigungen anderer umgehen sollen, und es hat ernste Konsequenzen, wenn wir das nicht tun! „Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergehungen auch nicht vergeben.“ (Matthäus 6,14-15). Mit anderen Worten: Unser Herr ist ein Gott der Gerechtigkeit und sorgt für eine gerechte Behandlung. Eine unversöhnliche Haltung sagt auch etwas über den Status deiner Beziehung zu ihm aus.

Fragen, die du dir selbst stellen oder mit Ratsuchenden besprechen kannst:

  • Hast du die Entscheidung getroffen, die Schuld, die dir geschuldet wird, wegzuschicken?
    Sei dir bitte bewusst, dass du dafür einige Kosten in Kauf nehmen musst und dass es eine Entscheidung ist, kein Gefühl.
  • Falls du nicht bereit bist zu vergeben oder es dir schwerfällt, zu vergeben, dann denke über folgende Frage nach: „Was ist deine Angst oder Sorge bzgl. dieser Entscheidung?“
    Wenn Ratsuchenden diese Frage gestellt habe, habe ich oft die Antwort bekommen, „Ich finde das nicht fair!“ oder „Ich habe das Gefühl, dass ich die Person zu leicht davonkommen lasse.“
    Die biblische Antwort auf diese Bedenken ist jedoch, dass der Herr ein Gott der Gerechtigkeit ist, der schlussendlich alles gerecht macht.

Charizdomai: unverdiente Gunst erweisen, gnädig vergeben3

Ich bin so dankbar für die Gnade! Unser Herr hat nicht nur unsere Sünde weggeschickt (was unserer Beziehung Heilung bringt), indem er sich entschied, die Schuld selbst auf sich zu nehmen, er weitet diese Vergebung auch auf diejenigen aus, die nichts tun, um sie zu verdienen, und die nicht die Initiative ergreifen, um sie zu empfangen!

Nochmals wird uns die Kraft dieser Worte verdeutlicht, wenn wir sie direkt im Kontext sehen.

Und euch, die ihr tot wart in den Vergehungen und in dem Unbeschnittensein eures Fleisches, hat er mit lebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat.“ (Kolosser 2,13).

Diese Vergebung war unverdient und sprudelt vor Gnade (in Epheser 1 wird sie „überschwängliche Gnade“ genannt). Sie war freundlich und bezeugte klar Gottes Güte. Sie hat nichts mit unserer Initiative zu tun, sondern basiert nur auf dem Werk Christi.4

Gerade jetzt ist vielleicht ein guter Moment, um Gott für seine von dir unverdiente Gnade dir gegenüber zu preisen.

In Kolosser 3 verwendet Paulus dasselbe Wort, um zu beschreiben, wie wir mit anderen umgehen sollten, wenn diese Krankheit den Gemeindekörper befällt. „Zieht nun an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte … Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer Klage gegen den anderen hat; wie auch der Herr euch vergeben hat, so auch ihr“ (V. 12-13).

Was ist die Medizin, die bei „Klagen“ Heilung bringt? Es ist die gnädige, unverdiente Gunst, die wir einem anderen schenken, so wie auch uns vergeben wurde.

Fragen für dich selbst oder einen Ratsuchenden:

  • Bist du bereit, auf der Grundlage dessen, was dein Erlöser für dich getan hat, frei zu vergeben, auch wenn die andere Person es nicht verdient hat?
  • Wenn nicht, was sagt das über dein Verständnis von der Tiefe deiner eigenen Vergebung durch den Herrn aus?

Die Schrift liefert ein kraftvolles Heilmittel für die Krankheit, die zu Zerrissenheit in Beziehungen führt. Willst du gesündere, gottgefällige Beziehungen?

Es geht gar nicht viel gottgefälliger, als wenn du unverdiente, gnädige, freundliche und wohlwollende Vergebung übst. Was für eine wunderbare Art, eine gesunde Seele und gesunde Beziehungen zu pflegen. Wie unglaublich wichtig ist es, dies besonders in der jetzigen Weihnachtszeit zu praktizieren!

Deine Gedanken zum Thema:

Welche Momente der Versöhnung durch Vergebung hast du in deinem Dienst [oder Leben] bis jetzt schon erfahren?


1 Johannes P. Louw und Eugene Albert Nida, Greek-English lexicon of the New Testament: based on semantic domains (New York: United Bible Societies, 1996), 502.

2 Matthäus 27,50 ELB.

3 Louw-Nida, Greek-English lexicon, 502.

4 Siehe auch Epheser 4,32.

Übersetzt mit Genehmigung der BCC. Originalartikel auf Englisch zu finden unter:
https://www.biblicalcounselingcoalition.org/2016/12/21/the-healing-power-of-forgiveness/

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Höre dir das Heft Vergebung aus der kleinen Seelsorgereihe von 3L an.